Stifterehepaar
DEN LITERATURBETRIEB FLIEHENDSie wollen nicht deinen flug, sie wollen
– 1978/79
die federnPublikation
„DEN LITERATURBETRIEB FLIEHEND“ – 1978/79
Reiner Kunze: gedichte. Erweiterte Neuausgabe, Frankfurt a. M. 2023, S. 170. Erstmals veröffentlicht in: Reiner Kunze, auf eigene hoffnung. gedichte, Frankfurt a. M. 1981.
Reiner Kunze
Reiner Kunze wurde 1933 in Oelsnitz im Erzgebirge geboren. Sein Vater war ein Steinkohlenbergmann. Kunze studierte an der Leipziger Universität Philosophie und Journalistik und war anschließend vier Jahre als wissenschaftlicher Assistent mit Lehrauftrag tätig. 1959 brach er aus politischen Gründen die Universitätslaufbahn ab und arbeitete u.a. als Hilfsschlosser im Schwermaschinenbau. Seit 1962 ist Reiner Kunze freiberuflicher Schriftsteller. Nach seinem Ausschluss aus dem Schriftstellerverband der DDR 1976 und der Androhung einer hohen Haftstrafe wurde ihm und seiner Familie die Ausreise gestattet, da der Staatsspitze nicht an einem Prozess gelegen war, der dem Ansehen der DDR hätte schaden können. 1988/89 nahm Kunze Gastdozenturen für Poetik an den Universitäten München und Würzburg wahr.

PORTRÄTFOTO VON SICH SELBST VON VOR SECHZIG JAHRENMitleid mit einer früheren Form
des eigenen Wesens
Hans CarossaNicht noch einmal
Nicht noch einmal
so verführbarNicht noch einmal
so gefährdetNicht noch einmal
– 2016
eine mögliche gefahrPublikation
„PORTRÄTFOTO VON SICH SELBST VON VOR SECHZIG JAHREN“ – 2016
Reiner Kunze: gedichte. Erweiterte Neuausgabe, Frankfurt a. M. 2023, S. 389. Erstmals veröffentlicht in: Reiner Kunze, die stunde mit dir selbst. gedichte, Frankfurt a. M. 2018.


Dr. Elisabeth Kunze
Dr. Elisabeth Kunze, geb. Mifka, kam 1933 in Znaim (Südmähren/Tschechien) zur Welt. Die Mutter war eine in Wien geborene Tschechin, der Vater Deutscher. Von Beruf Feinmechaniker, eröffnete er ein Schreib- und Nähmaschinengeschäft. Die Tochter wuchs zweisprachig auf, zu Hause wurde deutsch gesprochen. Nach dem Studium der Medizin und Zahnmedizin in Prag und Olmütz war Dr. Elisabeth Kunze u.a. auf der kieferchirurgischen Abteilung des Bezirkskrankenhauses Ústí nad Labem (Aussig an der Elbe), nahe der deutschen Grenze tätig. Durch eine im Radio gesendete Lesung von Gedichten von Reiner Kunze war sie auf den Lyriker aufmerksam geworden und nahm Kontakt zu ihm auf. Nach einem intensiven Briefwechsel heiratete das Paar 1961 in Ústí n. L. und zog bald nach Greiz in Thüringen (DDR). Ihre Kinder Ludwig und Marcela stammen jeweils aus erster Ehe. Elisabeth Kunze arbeitete in Greiz als Kieferorthopädin und sicherte das Familieneinkommen. 1977 erfolgte die aus politischen Gründen erzwungene Ausreise der Familie aus der DDR. Das Ehepaar Kunze zog nach Obernzell-Erlau an die Donau und Dr. Elisabeth Kunze eröffnete in Passau eine eigene kieferorthopädische Praxis. Am 24. Januar 2024 ist Elisabeth Kunze verstorben.






DIE GROSSEN SPAZIERGÄNGEDie großen spaziergänge, auf denen wir
nicht ins leere greifenImmer geht die hand des andern mit
– 1981Publikation
„DIE GROSSEN SPAZIERGÄNGE“ – 1981
Reiner Kunze: gedichte. Erweiterte Neuausgabe, Frankfurt a. M. 2023, S. 149. Erstmals veröffentlicht in: Reiner Kunze, auf eigene hoffnung. gedichte, Frankfurt a. M. 1981.
Preise von Reiner Kunze
An Literaturpreisen und Auszeichnungen erhielt Reiner Kunze u. a. den Übersetzerpreis des Tschechoslowakischen Schriftstellerverbandes (1968), den Deutschen Jugendbuchpreis (1971), den Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und den Mölle-Literaturpreis, Schweden (1973), den Georg-Trakl-Preis, Österreich, den Andreas-Gryphius -Preis und den Georg-Büchner-Preis (1977), den Geschwister-Scholl-Preis (1981), den Eichendorff-Literaturpreis (1984), den Hanns-Martin-Schleyer-Preis (1990), das Große Bundesverdienstkreuz und die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Dresden (1993), den Weilheimer Literaturpreis (1997), den Europapreis für Poesie, Serbien (1998), den Friedrich-Hölderlin-Preis (1999), den Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst und den Hans-Sahl-Literaturpreis (2001), den Ján-Smrek-Preis, Slowakei (2003), den STAB-Preis, Schweiz (2004), den Memminger Freiheitspreis 1525 (2009), den America Award for a lifetime contribution to international writing, USA, und die Robert-Schuman-Medaille der Fraktion der Europäischen Volkspartei im Europäischen Parlament (2013), den Gratias agit-Preis der Republik Tschechien und den Hohenschönhausen-Preis (2014) sowie den Franz-Josef-Strauß-Preis (2015). Reiner Kunze ist Mitglied mehrerer Akademien, Ehrenmitglied u. a. des Ungarischen Schriftstellerverbandes und Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Oelsnitz / Erzgebirge, seines letzten Wohnortes in der DDR, Greiz, und der Marktgemeinde Obernzell-Erlau. Seine Bücher wurden in dreißig europäische und außereuropäische Sprachen übersetzt.
DACHFENSTER BEI STERNKLARER NACHTNochmals für E.
Wie verloren wir liegen
Doch lieber ungeborgen,
– 2005
als über uns
ein ebenbild des menschenPublikation
„DACHFENSTER BEI STERNKLARER NACHT“ – 2005
Reiner Kunze: gedichte. Erweiterte Neuausgabe, Frankfurt a. M. 2023, S. 319. Erstmals veröffentlicht in: Reiner Kunze, lindennacht. gedichte, Frankfurt a. M. 2007.